
Arbeitsraumgestaltung in Zeiten von New Work
4. Agiler Abend vom 09. November 2021 / online
Hätten wir das gedacht? Leistung wird erbracht, Ziele werden erreicht und keiner ist im Büro. Die Pandemie hat uns in eine neue Arbeitswelt katapultiert. Beim 4. Agilen Abend warfen wir einen Blick zurück auf die ersten Jahre New Work und stellten fest: wir sind tatsächlich in einem neuen Zeitalter angekommen und haben schon ziemlich viel gelernt!
Homeoffice funktioniert!
„90 % unserer Mitarbeiter*innen, deren Tätigkeit es zulässt, wollen auch weiterhin die Option auf Homeoffice nutzen“, das habe eine interne Mitarbeiter*innenumfrage ergeben, erzählte Anna Lorenz, Organisationsentwicklerin bei der Salzburg AG. Das Salzburger Green Tech Unternehmen war wie viele andere Unternehmen zu Beginn der Corona-Pandemie gezwungen, einen Großteil der Belegschaft ins Homeoffice zu schicken. Mittlerweile seien die größten Hürden genommen, so Lorenz. „Ich bin immer wieder beeindruckt, wie routiniert unsere Mitarbeiter*innen die digitalen Kommunikationstools nutzen.“
Das Homeoffice hat seine Bewährungsprobe bestanden: Homeoffice funktioniert!
Zu diesem Ergebnis kam auch die Studie „Arbeitsraumgestaltung in Zeiten von New Work“. Vier Studentinnen aus dem betriebswirtschaftlichen Masterstudium an der FH Salzburg untersuchten im Rahmen einer Student Study den Einfluss der Arbeitsraumgestaltung auf die Kommunikation und Motivation im Raum Salzburg. Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellten sie im Rahmen des 4. Agilen Abends vor, der wie bereits der vorangegangene virtuell abgehalten wurde. Kein Problem, stellte sich heraus: die hohe Akzeptanz für Zoom und eine gute Nutzung des virtuellen Formats ermöglichten erneut einen sehr lebendigen und interaktiven Austausch.
New Work welcome
Mittlerweile könne es sich kein größeres Unternehmen mehr leisten, auf New Work Formate wie beispielsweise Homeoffice, Remote Work oder Job-Sharing zu verzichten. Diese Bilanz zog Marina Sewald stellvertrentend für die vier Studienautorinnen, die im Rahmen ihrer Arbeit Organisationsentwickler*innen, Betreiber*innen von Co-Working Spaces, Unternehmensberater*innen und HR-Experten*innen befragten. Der Druck für Unternehmen ergebe sich dabei nicht nur aus der Notwendigkeit, attraktiv für neue Mitarbeiter*innen zu sein, sondern auch direkt aus der Belegschaft: „Mitarbeiter*innen erkennen die Vorteile von Homeoffice und lernen gleichzeitig den Wert von direktem, realen Kontakt neu schätzen“, fasste Anna Lorenz ihre Beobachtungen der vergangenen Monate zusammen.
Erfolgskriterien für das Homeoffice
„Leistung wird erbracht und Ziele werden erreicht, obwohl niemand im Büro sitzt“, resümierte Herbert Gölzner, Fachbereichsleiter an der FH Salzburg und Mitveranstalter des Agilen Abends, wohlwollend. Was dazu beigetragen hat, dass das New Work Format Homeoffice funktioniert? „Das Schaffen der technischen Voraussetzungen war natürlich der erste entscheidende Schritt, der rückblickend überraschend schnell über die Bühne gegangen ist“, erzählte Andreas Dittmeier, Head of HR bei Skidata, dem Salzburger Weltmarktführer für High-Tech Zutrittslösungen. Danach sei es erfolgsentscheidend gewesen, neue Wege zu finden, um auch unter den bestehenden Gegebenheiten mit den Mitarbeiter*innen emotional in Kontakt zu bleiben. Hier war Kreativität und Engagement von Seiten der Führungskräfte gefragt: Bei Skidata bemühte man sich mit virtuellen After-Work-Get-togethers bis hin zu postalisch versandten Weihnachtsboxen um die Verbundenheit zu den Mitarbeiter*innen.
Die Zukunft der Arbeitsraumgestaltung ist hybrid
Homeoffice wird bleiben und eine weitere Flexibilisierung der Arbeitsplätze in den Unternehmen ist zu erwarten.
So lautet ein zentrales Ergebnis der Studie. Was heißt diese Entwicklung nun konkret für Unternehmen? Es sei an der Zeit, Rahmenbedingen zu schaffen, darin waren sich Anna Lorenz und Andreas Dittmeier einig. So haben die Mitarbeiter*innen beider Unternehmen – deren Tätigkeitsbereiche es zulassen – die Möglichkeit, mehrere Tage pro Woche von zuhause aus zu arbeiten. Das Schaffen konkreter Maßnahmen zur Kommunikationsförderung ist eine weitere Empfehlung der Studie, um das Arbeiten auf Distanz langfristig möglich zu machen.
Worauf es wirklich ankommt
Wo Mitarbeiter*innen selbst gestalten und entscheiden können, steigt die Motivation.
Diesen mittlerweile belegten Zusammenhang beobachteten auch die Unternehmensvertreter*innen in den vergangenen Monaten. Das betreffe sowohl die Arbeitszeit als auch den Arbeitsplatz, erklärte Andreas Dittmeier. Im Bezug auf die Bürogestaltung veranlasst der Trend zur Flexibilisierung und Selbstbestimmung Unternehmen einerseits dazu, flexiblere Formate wie beispielsweise Desk-sharing zu etablieren und andererseits Kooperationszonen in den Büros zu fördern. Arbeitsumgebungen müssen den Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen dienen – und diese sind wesentlich substantieller als der Wunsch nach Obstkörben und Tischfußballtischen. „Die entsprechenden Räume und Zonen vorzufinden, die die jeweilige Tätigkeit unterstützen, ist dabei essentiell. Deshalb braucht es neben Angeboten für fokussiertes Arbeiten vor allem auch die Möglichkeiten für Kollaboration und Austausch“, stellte die Organisationsentwicklerin der Salzburg AG dazu fest.
Dass diese Bedürfnisse von vielen Unternehmen bereits ernst genommen werden, zeigt die hohe Zahl an Büroneugestaltungen in den Unternehmen. Ob groß, klein, traditionell oder modern – Unternehmen werben mit modernen Arbeitsumgebungen um die dringends benötigten Talente. „Allerdings“, räumte Dittmeier ein, „entscheidet über den längerfristigen Verbleib im Unternehmen nicht das Bürokonzept, sondern die Kultur.“ Dass sich diese nicht so schnell umstellen lässt wie ein neues Bürokonzept, daran erinnerte uns Ed Schein beim letzten Agilen Abend im Mai. Dennoch: der Grundstein für eine neue Arbeitswelt wurde gelegt. Jetzt heißt es weiterzugehen, auch wenn uns der Treiber Corona hoffentlich irgendwann nicht mehr den Marsch bläst.
Zur Veranstaltung: Der Agile Kreis wurde vom #agilen.kreis der FH Salzburg ausgerichtet. Der Arbeitskreis beschäftigt sich mit Themen rund um „Agilität – Digitalisierung – Befähigung“ und besteht aus Mitgliedern des Fachbereichs Human Resource Management & Leadership der betriebswirtschaftlichen Studiengänge sowie dem Studiengang Informationstechnik & System-Management.
Zur Studie: Die Studie „Einfluss der Arbeitsraumgestaltung auf die Kommunikation und Motivation in New Work im Raum Salzburg“ wurde von Matija Andric, Verena Huber, Marina Sewald und Heloise Tourneur im Rahmen ihrer Masterarbeit im Studiengang BWL an der FH Salzburg durchgeführt. Die zentralen Ergebnisse der Studie können Sie hier einsehen.

Birgit Schreder-Wallinger ist freie Texterin bzw. Ghostwriter für Fach- und Sachbücher. Als Autorencoach unterstützt Sie Experten bei der Umsetzung ihrer Bücher. Auf ihrem Blog veröffentlicht sie Tipps für Autoren und Rezensionen aktueller Sach- und Fachbücher. Außerdem schreibt sie Texte rund um die Themenbereiche Agilität, Organisationsentwicklung, Strategie, Leadership und Erfolg.
www.schreder-schreibt.com