Im Dschungel agiler Organisationsmodelle – Eine faktenbasierte Kategorisierung als Orientierungshilfe

Steigende Komplexität und zunehmende Digitalisierung zwingen Unternehmen zu neuen, agilen Organisationsüberlegungen. Gesucht wird eine Alternative zum Modell «Pyramide». Zunehmend fällt es jedoch schwer, hier noch den Überblick zu behalten.

Folgenden drei Fragen sind wir in dem Artikel nachgegangen, welcher in der Zeitschrift OrganisationsEntwicklung (ZOE) im Jänner 2022 erschienen:

1. Welche agilen Organisationsmodelle existieren in der Praxis und wie lassen sich diese kategorisieren?

2.  Wie stark ist Agilität bei den verschiedenen Organisationsmodellen ausgeprägt?

3. Welche Handlungsempfehlungen können für den Einsatz in Unternehmen abgeleitet werden?

Zu diesen Fragen lassen sich folgende Ergebnisse, auf Basis einer Literaturanalyse, durch teilstrukturierte Interviews mit Expert*innen und der Anwendung der Grounded Theory, kurz zusammenfassen:

1. Die sieben identifizierten agilen Organisationsmodelle (Agile Skalierungsframeworks, Spotify-Modell, Holokratie, Soziokratie 3.0, Teal Organisation, Kollegiale Kreisorganisation, Beta-Kodex-Ansatz) können einer von drei Kategorien zugeordnet werden: Fokussierung auf (a) Werte und Prinzipien, (b) die Organisation, (c) die operative Zusammenarbeit.

2. Je nach Unterscheidungskriterium ist Agilität in den unterschiedlichen Organisationsmodellen verschieden stark ausgeprägt. Je größer die Dynamik im Umfeld des Unternehmens ist, desto größer ist der Bedarf nach Anpassungsfähigkeit. Als stark adaptiv kann die Kollegiale Kreisorganisation und die Soziokratie 3.0 bewertet werden. Als wenig adaptiv ist die Holokratie zu sehen.

3. Im immer dichter werdenden Dschungel der Organisationsmodelle gibt es nicht das beste agile Organisationsmodell. Abhängig vom Unternehmensumfeld, der Unternehmenssituation, den Werten und Bedürfnissen der Eigentümer*innen sowie dem obersten Management sind bestimmte Organisationsdesigns mehr und andere weniger geeignet, um Wertschöpfung und Unternehmenserfolg für die Zukunft zu fördern. Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg gehen, welcher jedoch auf klar nachvollziehbaren, faktenbasierten Überlegungen entschieden werden sollte.

Dieser Artikel ist auf Basis der außergewöhnlichen Masterarbeit von Julian Beyer im Masterprogramm Betriebswirtschaft an der FHSalzburg entstanden. Gratuliere Julian dazu und zu der detaillierten und strukturierten Ausarbeitung!

Auszug aus dem Artikel Agile Organisationsmodelle Gölzner, H., Beyer, J. in Organisationsentwicklung, 2022 (1), 66-72